Protest-Tag der Ärzteschaft

Die Praxis ist am Montage, dem 02.10.2023, geschlossen. Wir beteiligen uns am Protest-Tag der Ärzteschaft.

In dringen Fällen können Sie sich an den ärztlichen Notdienst wenden unter der Kurzwahl 116 117 (auch vom Handy aus ohne Vorwahl möglich).

 

"Es geht um nicht weniger als den Erhalt der hausärztlichen Versorgung. Der Druck in den Praxen ist groß, denn es fehlen bereits jetzt mindestens 800 Hausärztinnen und Hausärzte in Baden-Württemberg. Der demografische Wandel in einer alternden Gesellschaft wird die Folgen dieses Defizits verstärken, da die Anforderungen an die hausärztliche Versorgung steigen, während mehr Hausärztinnen und Hausärzte aus der Versorgung ausscheiden als nachkommen," erklärt die Vorstandsvorsitzende des Hausärzteverbands Baden-Württemberg, Prof. Dr. Nicola Buhlinger-Göpfarth.

 

Wir erleben alle den Schwund an Arzt-Arbeitszeit, wenn wir versuchen, einen Facharzt-Termin zu "ergattern". Immer mehr Ärzte entscheiden sich lieber für ein Anstellungsverhältnis und scheuen das Risiko der Freiberuflichkeit in eigener Praxis. Doch durch Teilzeitbeschäftigung und geregelte(!) Arbeitszeiten werden im Schnitt zwei angestellte Ärzte benötigt, um einen freiberuflichen Arzt/Ärztin zu ersetzen. Die Freiberuflichkeit, also die Tätigkeit als niedergelassener Arzt/Ärztin in eigener Praxis, wird immer unattraktiver: Ärztinnen und Ärzte werden durch lange Arbeitszeiten, immer mehr Dokumentationspflichten, überbordende Bürokratie und ständige Gesetzesneuerungen belastet. Die Digitalisierung im Gesundheitswesen kostet viel Geld und Zeit, bringt aber in den Praxen bisher kaum bis keine sichtbaren Vorteile. Im Gegenteil, Abläufe werden erschwert, instabil und kompliziert. Mit der Einführung neuer Funktionen (elektronische Krankmeldung, elektronische Rezepte, elektronische Patientenakte ...) entsteht hoher Beratungsbedarf. Andererseits belasten Inflation und immer höhere Löhne für die Angestellten die Praxen. Während die Inflation zwischen 7 und 10% beträgt und die Lohnabschlüsse in vielen Bereichen noch deutlicher steigen, wurde den Ärzten ein Honorar-Plus von 0,5% für das laufende Jahr zugestanden. Die Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ) stammt mit ihren Preisen noch unverändert aus dem Jahr 1986! Jeder Handwerksbetrieb, jeder EDV-Dienstanbieter, jeder Lebensmittelhersteller, jeder Verlag kann und darf seine Preise erhöhen ... und tut dies auch. Arztpraxen können das nicht. Die Arbeit wird immer mehr, das Geld immer weniger. Seitens Politik und Krankenkassen prägt eine permanente Misstrauenskultur das Gespräch mit den Ärzten. Regresse und Strafzahlungen sind die Folge: Wenn Arztpraxen nicht alle politisch im Schweinsgalopp  verordneten, oftmals noch unausgereiften Digitalisierungsprojekte umsetzen, werden sie mit Geldstrafen belegt (jedes Quartal aufs Neue!).

 

Es kann so nicht mehr weitergehen. Lange haben wir uns zurückgehalten, aber die Luft wird immer dünner. Die Versorgung ist in Gefahr. Die Tätigkeit wird immer unattraktiver für mögliche Nachfolger. Immer mehr Praxen werden sterben. Daher fordern wir von der Politik, den Krankenkassen, aber auch den kassenärztlichen Vereinigungen endlich eine Stärkung, Unterstützung und Entlastung der Hausarztpraxen und nicht noch mehr Gängelung und Ausbeutung unserer Arbeitskraft unter immer schlechteren Bedingungen.

 

Ihr Hausarzt Dr. Thomas Blüm